OAE in Klinik und Praxis – Neue Bewertung etablierter Regeln

 Sebastian Hoth
Univ.-HNO-Klinik Heidelberg

Zusammenfassung: Die otoakustischen Emissionen (OAE) leisten einen bedeutenden Beitrag zur praktischen audiologischen Diagnostik. Dieser beruht wesentlich auf der Anwendung von Regeln, die den Nachweis des physiologischen Signals und seine audiologische Deutung betreffen. Für die TEOAE (transitorisch evozierte OAE) und die DPOAE (otoakustische Distorsionsprodukte) wurden diese Regeln anhand einer großen klinischen Stichprobe von N = 1000 Ohren überprüft. Die weithin angewendeten Regeln „TEOAE können als nachgewiesen angesehen werden, wenn ihre Reproduzierbarkeit 60 % oder mehr beträgt“ (Regel 1) und „TEOAE sind nachweisbar, solange der Hörverlust die Grenze von 30 dB nicht überschreitet“ (Regel 2 – für die DPOAE analog mit 50 anstelle von 30 dB) wurden auf ihre statistische Gültigkeit überprüft. Es zeigt sich, dass die Gültigkeit dieser Regeln in hohem Maße von der Reststörung abhängt. Wird für diese Reststörung gefordert, dass sie eine Obergrenze von -1.5 dB SPL nicht überschreitet, und wird das Urteil eines in Bezug auf Hörschwelle und Reproduzierbarkeit verblindeten Experten als Goldstandard verwendet, dann ist Regel 1 in 94 % der Fälle und Regel 2 in 84 % der Fälle (für die TEOAE) bzw. letztere in 75 % - 89 % - 86 % der Fälle (für die DPOAE bei 1, 2 und 4 kHz) erfüllt. Ohne Einschränkung in Bezug auf die Reststörung liegen diese Zahlen signifikant niedriger. Für die klinische und praktische Anwendung ergibt sich hieraus die Konsequenz, dass bei Nutzung der OAE ohne Beachtung der Reststörung zu einem unzulässig hohen Prozentsatz falsch positive und falsch negative Ergebnisse auftreten. Diese Erkenntnis führt im Idealfall dazu, dass die Bedeutung einer durch entsprechende Signalverarbeitung garantierten Mindestqualität von den Herstellern aufgegriffen und in der Produktentwicklung berücksichtigt wird.

Stichwörter: Otoakustische Emissionen, Signalnachweis, Qualitätskriterien, audiologische Diagnostik, Sensitivität, Spezifität

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