Cochlea-Implantat-Versorgung bei älteren Menschen – subjektive Einschätzungen zu Hörerfolgen und Herausforderungen

Cochlear implant rehabilitation in older adults – self-assessments of listening success and challenges

Elena Pützer1,2, Barbara Streicher2, Ruth Lang-Roth2, Karolin Schäfer1
1 Universität zu Köln, Deutschland, 2 Universitätsklinikum Köln, Deutschland

Zusammenfassung: Hintergrund: In den letzten Jahren stieg die Anzahl der CI-Versorgungen im höheren Alter an und in der Forschung wurde dieser Zielgruppe mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Aufgrund bisheriger Forschungsergebnisse lässt sich annehmen, dass ältere Menschen durch ein CI in vielerlei Hinsicht deutlich profitieren können. Allerdings wurde der subjektiven Wahrnehmung von Erfolgen und Herausforderungen der Patienten im Rahmen der Basis- und Folgetherapie bisher wenig Beachtung geschenkt. Methode: In der vorliegenden Arbeit wurden Patientendokumentationen einer Stichprobe von denjenigen n = 22 Personen der Kölner Uniklinik aus den Jahren 2017–2019 mittels qualitativer Inhaltsanalyse retrospektiv untersucht, die ab dem 70. Lebensjahr einseitig mit einem CI versorgt wurden und auf der kontralateralen Seite ein Hörgerät nutzten. Ausgewertet wurden sowohl die audiometrischen Daten aus der Ton- und Sprachaudiometrie als auch persönliche Angaben zum subjektiv erlebten Hörerfolg und Handling der Hörtechnik. Ergebnisse: Aus den Ergebnissen geht hervor, dass das postoperative Sprachverstehen gemessen mit dem OLSA in Ruhe sowohl in der Gesamtgruppe als auch intraindividuell besser war als das präoperative Ergebnis. Mindestens die Hälfte der Personen waren mit ihrem CI teilweise oder vollständig zufrieden. Der überwiegende Anteil der Personen trug den Sprachprozessor während des gesamten Tages. Das Sprachverstehen in Gruppen, im Störschall, beim Telefonieren, beim Fernsehen und das Musikhören stellte die meisten Personen laut eigener Einschätzung jedoch vor größere Herausforderungen. Auch im Umgang mit dem technischen Zubehör zeigten einige Personen Unterstützungsbedarf. Ein umfassendes Bild über die sozialen Kontakte der befragten Personen mit CI ließ sich aufgrund der vorliegenden Daten nicht abbilden. Es deutete sich jedoch an, dass die Entwicklung des Sprachverstehens mit CI von alleinlebenden Personen als erschwert wahrgenommen wurde. Fazit: Die postoperativen Schwierigkeiten in herausfordernden kommunikativen Situationen im Alltag sowie bei der Mediennutzung und der Technikhandhabung, die in der untersuchten Stichprobe über 69 Jahre offensichtlich wurden, sollten in einer Beratung bezüglich einer CI-Versorgung und in der anschließenden Hörrehabilitation beachtet und mit den Patienten thematisiert werden, um die prä- und postoperativen Prozesse zu optimieren.

Stichwörter: Ertaubung, Altersschwerhörigkeit, Cochlea-Implantat

Abstract: Background: The recent increase in the number of cochlear implantations in older people has sparked new interest in researching this target population. Findings in previous studies suggest that a cochlear implant (CI) brings considerable benefits for older people. However, limited attention has been given to the views of CI recipients themselves, and how they perceive success and challenges in the time following implantation. Method: Records of n = 22 former patients at Cologne University Hospital were examined using qualitative content analysis. All patients were fitted with a CI in one ear between 2017 and 2019 when they were 69 years or older. They all used a hearing aid for auditive support on the other ear. Audiometric data from pure tone audiometry and speech audiometry was collected and analyzed along with personal comments on how individuals perceived the success and how they were able to handle the hearing technology. Results: Findings suggest that individuals’ speech comprehension in the OLSA in quiet improved considerably after implantation and therapy. This was observed both in the collective group and in intraindividual comparison. Half of the group stated that they were partly satisfied or completely satisfied with their CI. Most of the patients reported that they kept the sound processor on throughout the entire day. However, according to their self-reports, most participants felt challenged in their understanding of speech in groups, with background noise, when talking on the phone, watching TV, and/or when listening to music. Some of the participants reported that they required support with handling the technical equipment. It was not possible to depict a comprehensive picture of the participants’ social contacts based on the collected data. However, our findings suggest that developing an understanding of speech after cochlear implantation seems to be perceived as more difficult for persons living on their own. Conclusion: CI patients over 69 years reported difficulties in everyday life, particularly in challenging communicative situations, in media use and in using technical accessories. These difficulties should be taken into consideration during preoperative counselling regarding cochlear implantation and also during the rehabilitation process that follows implantation. More importantly, these difficulties should be directly addressed with patients to optimize the pre- and postoperative processes involved.

Keywords: acquired hearing loss, age-related hearing loss, cochlear implant

Erstveröffentlichung in GMS Z Audiol (Audiol.Acoust). 2023;5:Doc06. DOI: 10.3205/zaud000032

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